Cannabis gegen Übelkeit: Hilft Cannabismedikation bei Übelkeit und Erbrechen?

Im Jahr 2022 waren 2 % aller Cannabisverschreibungen laut Krankenkassen für Übelkeit und Erbrechen [1]. Das beweist, dass Cannabis ein hilfreiches Mittel bei Übelkeit und Erbrechen (Nausea & Vomitus) sein kann. Wir wollen uns anschauen, in welchen Fällen von Übelkeit und Erbrechen medizinisches Cannabis helfen kann und welche Wirkweisen dem zugrunde liegen könnten.

Warum tritt Übelkeit auf?

   Übelkeit kann durch zahlreiche Faktoren ausgelöst werden und so weit gehen, dass man sich erbrechen muss. Übelkeit und Erbrechen sind allerdings nicht gleichzusetzen, auch wenn Übelkeit in der Regel vom Drang, sich zu erbrechen, begleitet wird.

Übelkeit und Erbrechen sind komplizierte Schutzmechanismen des Körpers. Sie können durch zahlreiche Reize ausgelöst werden. Hierzu gehört ein schlechter Mageninhalt, der bspw. im Blut registriert wird. Auch Bewegungsreize können Übelkeit auslösen, ebenso wie psychische Faktoren.

Wenn entsprechende Signalstoffe, die Erbrechen auslösen können, im Blut registriert werden, sendet ein Hirnareal namens Area postrema die nötigen Signale zum Erbrechen aus. Andere Hirnregionen können Erbrechen bei gewissen Bewegungsreizen auslösen, was bspw. bei der Reisekrankheit der Fall ist. Auch der Magen kann übelkeitserregende Signale an das Gehirn aussenden, wenn er entsprechende Signale wahrgenommen hat [2].

Zahlreiche Ursachen können also Übelkeit bedingen. Während es bei manchen Betroffenen Erkrankungen wie virale Infektionen, Lebensmittelvergiftungen oder Magen-Darm-Erkrankungen sind, können auch psychische Faktoren wie Stress und Ängste eine Rolle spielen.

Im Zusammenhang mit Cannabismedikation ist die medikamenteninduzierte Übelkeit nicht zu vernachlässigen. Therapieansätze wie die Chemotherapie rufen bei über der Hälfte der Patienten Übelkeit hervor. Hier werden öfter Mittel wie Cannabis eingesetzt, um die Übelkeit zu unterdrücken und bspw. gleichzeitig den Appetit anzuregen.

Wie könnte Cannabis gegen Übelkeit helfen?

   Cannabis vermittelt seine Wirkung durch seine Wirkstoffe, also die Cannabinoide und die Terpene (über den Entourage-Effekt). Die Wirkweisen treten also ein, indem Cannabinoide wie THC mit dem Endocannabinoid-System (ECS) wechselwirken. Dieses setzt sich hauptsächlich aus zwei Rezeptortypen zusammen: den CB1- und CB2-Rezeptoren. Maßgeblich beteiligt ist das ECS schlussendlich an der Homöostase des Menschen, also dem Gleichgewicht der grundlegenden Körperfunktionen. 

Nun finden sich relativ viele Endocannabinoid-Rezeptoren im Darm und im Gehirn wieder. Dort beteiligen sie sich u. a. an den nachfolgenden Funktionen [3]: 

  • Regulierung von viszeralen Empfindungen

  • Regulierung der Motalität des Darms

  • Magensäuresekretion

  • Darmentzündungen

Endocannabinoide beeinflussen also bereits wichtige Funktionen im Darm. Man erklärt sich nun die Wirkung von Cannabis bei Übelkeit zum Teil damit, dass die Phytocannabinoide der Hanfpflanze das körpereigene ECS auf ähnliche Weise wie die Endocannabinoide beeinflussen können. Hierdurch erhofft man sich eine Regulierung dieses Systems. So gibt es etwa Hinweise, die andeuten, dass ein niedriger Endocannabinoid-Spiegel Übelkeit begünstigen könnte [4].

Hilft Cannabis gegen Übelkeit?

   Cannabis hilft also gegen Übelkeit. Unterstützt wird diese Erkenntnis dadurch, dass die FDA (amerikanische Food and Drug Administration) Dronabinol und Nabilon zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen bei Chemotherapie zugelassen hat. Seit 2017 sind auch in Deutschland die Nabilon-haltigen Kapseln namens Canemes zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen bei Chemotherapie erlaubt. In begründeten Einzelfällen können Ärzte auch Cannabisblüten gegen Übelkeit verschreiben.

Es liegt auch Forschung vor, welche die antiemetische Wirkung von Cannabismedikationen belegt. Hierzu haben die Autoren Smith LA et al. 2015 einen Review verfasst [5], der sich mit der Forschung zu Cannabis bei Krebserkrankungen bzw. Chemotherapie auseinandersetzt. Der Review kommt zu dem Schluss, dass Cannabis ein hilfreiches Antiemetikum sein kann. 

Im Vergleich zu placebokontrollierten Gruppen, konnte medizinisches Cannabis klar häufiger helfen. Zudem zeigte sich eine Wirksamkeit, die vergleichbar mit anderen Antiemetika war. Durch Cannabis empfanden jedoch vergleichsweise viele Patienten Nebenwirkungen. Dennoch hat man festgestellt, dass Studienteilnehmer, die zuerst Cannabis konsumierten und anschließend andere Antiemetika, am liebsten die Cannabismedikation wählten.

Der Vollständigkeit halber wollen wir noch eine recht große Untersuchung im Detail betrachten. Aus dem April 2022 stammt eine Untersuchung [6], bei welcher Daten der Releaf App ausgewertet wurden. 886 unterschiedliche Patienten haben mithilfe der App insgesamt 2220 Sessions mit Cannabismedikation gegen Übelkeit getrackt. Als Ergebnis liegt vor, dass über 95 % aller Betroffenen eine Stunde nach Konsum eine Linderung der Symptome erfahren hat. Hierzu muss man jedoch sagen, dass die Cannabismedikation selbst bestimmt war.

Kann Cannabis auch Übelkeit auslösen?

Ja, Cannabis kann leider auch Übelkeit auslösen. Das jedoch nur in bestimmten Fällen. So kann Übelkeit auftreten, wenn man subjektiv zu viel Cannabis eingenommen hat. Dann können Patienten bspw. Angstzustände erleben und sich unwohl fühlen, während auch Übelkeit ein typisches Symptom ist. Ein solches Phänomen bezeichnet man in der Szene als „Green out” oder „Bad Trip”. Bei medizinischem Cannabisgebrauch sollte dergleichen nicht auftreten, weil nicht für die psychoaktive Wirkung, sondern für therapeutische Ziele konsumiert wird. Dein Arzt wird dich also an die richtige Dosis langsam heranführen, damit genau das nicht eintritt. Im Übrigen, neigt verunreinigtes Cannabis vom Schwarzmarkt dazu, viel häufiger Übelkeit auszulösen, als hochwertiges und medizinisches Cannabis. Hiermit haben wir einen weiteren Unterschied zwischen medizinischem Cannabis und Cannabis.

Ein weiterer Fall, den wir betrachten sollten, ist das äußerst seltene Cannabis-Hyperemesis-Syndrom [7]. Es kann bei chronischen Cannabiskonsumenten auftreten und schwerwiegende Folgen auslösen. So kann der Konsum von Cannabis bei Betroffenen zu starker Übelkeit und Erbrechen führen. Das kann unterschiedliche Formen annehmen. Manche verspüren die Übelkeit bereits am Morgen, andere nur bei aktivem Cannabiskonsum. Die Existenz dieses Syndroms bestätigt uns jedoch, dass Cannabinoide großen Einfluss auf Übelkeit haben können. 

Behandeln lässt sich das Cannabis-Hyperemesis-Syndrom prinzipiell nur mit Abstinenz von Cannabinoiden. 

Zwei Fliegen mit einer Klappe: Übelkeit weg und Appetit da

   Cannabis nimmt in der Onkologie eine immer größere Rolle ein. Einer der vielen Vorteile von medizinischem Cannabis ist einfach, dass es mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen kann. Oft eingenommen wird medizinisches Cannabis bei Krebsbehandlungen gegen Übelkeit. Gleichzeitig könnte es jedoch helfen, Anorexie / Wasting zu bekämpfen. Patienten der Chemotherapie mangelt es oft an Hunger und Appetit, Gewichtsverlust ist die Folge. Cannabis kann nun appetitanregend wirken, wodurch es Krebspatienten helfen könnte, ordentlich zu speisen.

Ein weiterer Vorteil ist natürlich, dass Cannabis als Schmerzmittel eingesetzt werden kann. Bei Krebskranken wird Cannabis gelegentlich als ergänzende Schmerztherapie eingesetzt. Die herkömmlichen Schmerzmittel wie Opioide werden also nicht abgesetzt. Stattdessen nimmt der Patient weniger Opioide ein und ergänzt diese mit Cannabismedikationen gegen Schmerzen. Damit könne man als Patient ein Mittel einnehmen, um Schmerzen und Übelkeit zu bekämpfen sowie um den eigenen Appetit zu stimulieren

Fazit: Cannabis gegen Übelkeit

Wie wir festgestellt haben, kann Cannabis gegen Übelkeit ein sehr hilfreicher Therapieansatz sein. Studien belegen die Wirksamkeit von Cannabis bei Übelkeit. Leider können aufgrund der Psychoaktivität jedoch vermehrt Nebenwirkungen eintreten, wie bspw. Verwirrtheit oder Sedierung. Dennoch stellt Cannabis insbesondere bei chemotherapiebedingter Übelkeit einen sehr hilfreichen therapeutischen Ansatz dar, zumal mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden können. 

Wenn du den Bedarf nach Cannabismedikation gegen Übelkeit bei dir selbst feststellst, kannst du gerne unsere Ärzte, die Erfahrung mit Cannabismedikation haben, dazu befragen. Bestätigen diese deinen Bedarf, kannst du dir ein Rezept einholen und deine Cannabistherapie angehen.


Dieser Artikel dient nur allgemeinen Informationszwecken und beabsichtigt nicht, eine medizinische Behandlung in irgendeiner Form zu fördern und ist kein Ersatz für die Konsultation eines professionellen Arztes. Bitte wenden Sie sich an Ihren Arzt, um eine persönliche medizinische Beratung zu erhalten. Für einen medizinischen Rat sollten Sie immer den Rat eines Arztes oder eines anderen qualifizierten Gesundheitsdienstleisters einholen.

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